Ob Menschen gesund oder krank sind hängt nicht nur von ihrem individuellen Verhalten und ihrem körperlichen Zustand ab, sondern auch von den gesellschaftlichen und sozialen Verhältnissen, in denen sie leben. Wer arm ist, ist häufiger krank und lebt kürzer. Sozioökonomischer Status und Gesundheit hängen eng miteinander zusammen und bedingen sich.
Gesundheitspolitik und -versorgung darf also nicht nur die individualisierte medizinische Behandlung der Einzelnen sein, sondern muss darauf zielen, soziale Verhältnisse grundlegend zu ändern: z.B. eine gleichmäßige Reichtumsverteilung und ausgleichende Sozialpolitik, gerechte Wohn- und Arbeitsverhältnisse, nachhaltige Umweltpolitik, die Bekämpfung von Rassismus und die Gleichstellung der Geschlechter.
Wirkliche gesundheitliche Chancengleichheit bedarf nicht nur sozialer Reformen im Gesundheitssystem, sondern kann nur erreicht werden durch eine Transformation hin zu einer solidarischen Gesellschaft, mit anderen Worten „Health in all Policies“. Dieses Verständnis von Gesundheit als gesellschaftspolitische Frage, die auch auf dieser Ebene beantwortet werden muss, ist einer unserer Grundsätze.
Wir sind ein Zusammenschluss von Projekten, die sich den Aufbau und den Betrieb solidarischer Gesundheitszentren zur Aufgabe gemacht haben. Auf diese Weise wollen wir gesundheitlicher Ungleichheit entgegenwirken und für eine gerechte und solidarische Gesellschaft eintreten und kämpfen.
Da herrschende Gesundheitspolitik auf lokaler, Bundes- oder EU-Ebene verantwortet und geplant wird, muss die Intervention gegen diese bzw. der Aufbau von solidarischen Alternativen auch auf diesen Ebenen organisiert werden. Interventionsfähigkeit ist allein lokal oder regional gar nicht herstellbar, sondern es braucht die Herausbildung von Strukturen, die zunächst auf bundesweiter Ebene – perspektivisch aber auch auf europäischer und schließlich globaler Ebene – in die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen eingreifen können. Daher organisiert sich das Poliklinik Syndikat e.V. auf diesen Ebenen.