Welche Aufgabe hat das Poliklinik-Syndikat?
Das Polikliniksyndikat als Dachverband der Solidarischen Gesundheitszentren in Deutschland, übernimmt verschiedene Aufgaben. Durch die übergeordnete Struktur können sich Aktivist*innen aus den Einzelnen Ortsgruppen austauschen, ihr Wissen teilen oder sich zu verschiedenen Themen gegenseiteig weiterbilden. Gleichzeitig werden im Syndikat (gesundheits)politische Haltungen, Meinungen und Forderungen entwickelt, welche dann durch Öffentlichkeitsarbeit und Vorträge verbreitet werden. Das Syndikat versteht sich als Aufbauorganisation, welche neue Gruppen durch Wissenstransfer und Beratung bei der Entstehung und Etablierung neuer Gesundheitskollektive unterstützt.
Wie entstehen die einzelnen Ortsgruppen eures
Netzwerkes?
In vielen Städten, in denen es heute Gesundheitskollektive gibt, haben sich zu Beginn Menschen zusammengeschlossen, die mit dem aktuellem abulanten Gesundheitssystem unzufrieden sind und eine bessere Alternative dazu entstehen lassen wollten. Die Erfahrungen der Gruppen auf dem Weg zu einem Solidarischem Stadtteilgesundheitszentrum haben wir in dem Dokument „How-to-build-a-Poliklinik“ zusammengefasst. So kann jede*r nachlesen, was in der Gruppengründung bisher gut funktioniert hat und welche Erfahrungen bereits gesammelt wurden. Genauer nachlesen, kannst du das hier: https://www.poliklinik-syndikat.org/publikationen/how-to-build-a-poliklinik/.
Wie viele Städte sind Mitglieder des Poliklinik-
Syndikats?
Offizielle Mitglieder unseres Vereins sind derzeit acht Städte: Berlin, Dresden, Freiburg, Göttingen, Hamburg, Jena, Köln und Leipzig. Gleichzeitig stehen wir im engen Kontakt zu weiteren neuen Ortsgruppen, die perspektivisch Teil des Polikliniksyndikats werden wollen.
Auf eurer Website ist sowohl der Begriff
„Poliklinik“ als auch „Solidarisches
Stadtteilgesundheitszentrum (SGZ)“ zu finden.
Wo liegt der Unterschied zwischen den
Begriffen, bzw. warum benutzt ihr sie beide?
Wir verwenden die Begriffe „Solidarisches Stadtteilgesundheitszentrum“ und „Poliklinik“ in unserer Arbeit synonym. Unser Konzept für ambulante Gesundheitsversorgung hat einige Parallelen zum historischem Konzept der DDR-Polikliniken (siehe nächste Frage). Allerdings wurde das DDR-Konzept von uns ergänzt, weitergedacht und ausgebaut. Der Name ist allerdings geblieben.
Vor allem im Osten Deutschlands kann der Umstand, dass wir den Begriff Poliklinik verwenden und damit etwas anderes meinen, als der Großteil der Menschen unter Poliklinik verstehen würde, zu Verwirrungen führen. Deshalb entstand der neue Begriff des Solidarischen Stadtteilgesundheitszentrums. Dieser ist etwas sperriger, beschreibt dafür sehr explizit, woran wir genau arbeiten. Die beiden Begriffe „Poliklinik“ und „solidarisches Stadtteilgesundheitszentrum“ bezeichnen also das gleiche und können je nach Belieben eingesetzt werden.
Warum nennt ihr euch „Poliklinik-Syndikat“?
Was hat unsere Arbeit mit DDR Polikliniken zu
tun?
Die Polikliniken der DDR waren medizinische Einrichtungen, in welchen alle Fachrichtungen der medizinischen ambulanten Primärversorgung unter einem Dach zusammen arbeiteten. Hausärzt*innen, Gynäkolog*innen, Zahnärzt*innen und weiter Fachärtzt*innen praktizierten quasi Tür an Tür. Dieser Ansatz bot sowohl für Patient*innen als auch für Mitarbeitende der Klinik viele Vorteile. So hatten Patient*innen bspw. kurze Wege zwischen verschiedenen Ärzt*innen. Die Mediziner*innen wiederum konnten leichter multiprofessionell zusammenarbeiten oder sich medizinische Geräte teilen.
Den Ansatz der räumlich nahen multiprofessionellen Arbeit greifen wir als Poliklinik-Syndikat wieder auf. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass es in DDR Polikliniken Missstände gab. Auf Grund dessen haben wir das Konzept der Poliklinik weiterentwickelt: In unseren Stadtteilgesundheitszentren arbeiten neben dem ärztlichen Personal auch Physiotherapeut*innen, Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen, Community Health Nurses und Pflegekräfte. Das bedeutet, zusätzlich zur multiprofessionellen medizinischen Versorgung findet in unseren Polikliniken auch Stadtteilarbeit, Selbstorganisation, Partizipation und Verhältnisprävention statt und spielt eine zentrale Rolle.
An wen richten sich Solidarische
Stadtteilgesundheitszentren?
Die Gesundheitszentren in den einzelnen Städten sind jeweils in strukturschwachen Stadtteilen verankert. Die Zielgruppe der Angebote sind die Bewohner*innen des Stadtteils in dem das Zentrum angesiedelt ist. Wir wollen alle Menschen in unseren Stadtteilen gut versorgen, das heißt, dass bspw. auch Menschen ohne Krankenversicherung oder ohne Deutschkenntnisse zu uns kommen können.
Was macht für euch die Arbeit im Kollektiv aus?
Wir wünschen uns eine Gesellschaft, die allen die selben (Lebens-)chanchen bietet, in der alle gleichermaßen gehört werden und über ihre Lebensbedingungen mitentscheiden können. Diese Utopie wollen wir in unseren Strukturen schon heute umsetzen, deshalb haben wir uns dafür entschieden im Kollektiv zu arbeiten.
Für uns bedeutet das, dass wir Entscheidungen im Konsens treffen, Verantwortung gemeinsam tragen, Lohn unabhängig der Profession auszahlen und uns intern sowohl mit unseren Privilegien, als auch mit diskriminierungssensibler Arbeit auseinandersetzen.
Wie finanziert sich das Poliklinik-Syndikat?
Wir, als Dachverband der Solidarischen Stadtteilgesundheitszentren in Deutschland, finanzieren uns hautsächlich über Mitgliedsbeiträge der einzelnen Ortsgruppen, sowie durch Honorare und Spenden für Vorträge und andere Öffentlichkeitsarbeit, die wir leisten. Zudem werden wir bis Ende 2023 als Aufbauorganisation von der Bewegungsstiftung gefördert.
Wie kann ich eure Arbeit unterstützen?
Es gibt viele Wege unsere Arbeit zu unterstützen. Vielleicht möchtest du dich einer unserer Ortsgruppen anschließen? Vielleicht sogar selbst die Organisierung in einem Gesundheitskollektiv an deinem Wohnort starten?
Ansonsten freuen wir uns als gemeinnütziger Verein über Spenden, die uns ermöglichen unsere Arbeit langfristig aufrecht erhalten zu können. Unser Spendenkonto lautet:
Poliklinik Syndikat e.V.
DE21 3702 0500 0020 1671 21
Sozialbank
Verwendungszweck: Spende